Die Anfänge als Teil der Johannesgemeinde
1911 wird die Darmstädter "Waldkolonie" gegründet. Ihre Bewohner gehören dem "Pfarrbezirk West" der Johannesgemeinde an. Der für diesen Bezirk zuständige Pfarrer Wagner hält im Wald am Dornheimer Weg Gottesdienste ab. 1923 wird der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus laut. So beginnen Planung und Bau des Gemeindehauses mit Wohnungen für Kirchendiener und Pfarrer.
1926 wird der erste Gottesdienst im Rohbau des Gemeindehauses gefeiert. Es ist das 250. Todesjahr des berühmtem Kirchenlieddichters Paul Gerhardt, des späteren Namengebers des Hauses und der Gemeinde. Im Oktober 1927 findet die Einweihung des Paul-Gerhardt-Hauses mit Prälat Dr. Wilhelm Diehl statt.
1936 wird in einem feierlichen Gottesdienst die neue Glocke geweiht, die aus dem Darmstädter Weißen Turm kam, wo sie in alten Zeiten als "Sünderglöckchen" bei Hinrichtungen läutete.
1944 ist das Jahr der Brandnacht (11./12. September). Durch Bomben der Alliierten des Zweiten Weltkriegs werden in dieser einen Nacht neben unzähligen Wohn- und Geschäftshäusern Darmstadts auch sieben Kirchen und ein Beetsaal zerstört. Unter den Kirchen ist auch die Johanneskirche und ihr Gemeindehaus betroffen. Alle gottesdienstlichen Stätten Darmstadts liegen in Trümmern, mit Ausnahme des Paul-Gerhardt-Hauses und der Bessunger Kirche (Ev. Petrusgemeinde). Darmstadts Innenstadtgemeinden werden in die Mitbetreuung durch die Stadtrandgemeinden gewiesen.
Selbstständigkeit und Aufbau
Am 1.4.1949 wird die "Paul Gerhardt-Gemeinde Darmstadt" durch eine Notverordnung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zur selbstständigen Kirchengemeinde erhoben. Die Zahl der Gemeindeglieder beträgt 3000.
1950 wird Richtfest für den zu erbauenden Kindergarten gefeiert, nachdem der in der banchbarten Lessingschule untergebrachte Evangelische Kindergarten 1942 ausgebrannt ist. Die Einweihungsfeierlichkeiten finden im März 1951 statt. Zunächst sind in zwei Gruppen 80 Kinder angemeldet.
1957 beginnen die Planungen für die Errichtung einer Kirche und eines Pfarrwohnhauses. Die Paul Gerhardt-Gemeinde als kleinste und finanzschwächste Gemeinde Darmstadts hat jedoch Schwierigkeiten, die nötigen Mittel aufzubringen. Durch eine "Konfirmandengabe", Gottesdienstkollekten und Spenden aus der Bevölkerung kommen über 20.000 DM zusammen, die für Innenausstattung und Glockengeläut verwendet werden sollen. Zur Ausführung kam der Entwurf der Architekten Wilhelm Hörr und Otto Reinking.
Am 2. Juli 1961 wird in einem großen Festgottesdienst die Ecksteinlegung für die Kirche gefeiert. Am 26. August 1962 dann wird die Paul-Gerhardt-Kirche und ihre fünf Glocken eingeweiht. Die Inschriften der Glocken sind Liedern Paul Gerhardts entnommen:
Christusglocke (e): | "Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ" |
Dankesglocke (fis): | "Nun danket all und bringet Ehr'" |
Friedensglocke (g): | "Er lasse seinen Frieden ruh'n auf unserm Volk und Land" |
Gebetsglocke (a): | "Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt" |
Ewigkeitsglocke (h): | "Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir" |
Am 9. Oktober 1966 wird die neue Orgel in einem großen Festgottesdienst geweiht. Im Dezember wird die neu gestaltete Altarwand (Kreuzigungsgruppe) des Bildhauers Fritz Schwarzbeck in den Altarraum integriert.
1968 wird erstmals ein Ökumenischer Gottesdienst mit der katholischen Schwestergemeinde St. Fidelis gefeiert.
1973 wird der erste "Paul-Gerhardt-Bote", das Mitteilungsblatt der Gemeinde herausgegeben. Im Keller unter dem Gemeindehaus, dem heutigen Jugendkeller, entsteht ein Bastelraum für Kinder und Jugendliche.
Pfarrerinnen und Pfarrer der Paul Gerhardt-Gemeinde
1926 - 1930 | Pfr. Fritz Georgi |
1930 - 1931 | Pfr. Walter Becker |
1931 - 1935 | Pfr. Hermann Junker |
1935 - 1938 | Pfr. Paulus North |
1938 - 1941 | Pfr. Walter Messerschmidt |
1941 - 1945 | (Pfarrstelle vakant) |
1945 - 1946 | Pfr. Arno Arlt |
1946 - 1947 | Pfr. Erich Psczolla |
1947 - 1953 | Pfr. Otto Ring |
1953 - 1955 | Pfr. Günther Gasche |
1955 - 1972 | Pfr. Walter Dietrich |
1972 - 1973 | Pfr. Werner Licharz |
1973 - 1992 | Pfr. Dieter Eitel |
1992 - 2008 | Pfr. Axel Mette |
ab 2009 | Pfrin. Dagmar Unkelbach |