Der Stadtteil Waldkolonie, in dem sich unsere Gemeinde befindet, zieht sich über eine größere Fläche im Westen Darmstadts und gehört zum statistischen Bezirk Darmstadt Nord. Insgesamt leben hier rund 5000 Menschen in einem Quartier, das sich durch eine große Vielfalt der Bewohner*innen auszeichnet, gleichzeitig jedoch räumlich betrachtet, keinen leichten Stand hat.
Ursprünglich als Bahnarbeitersiedlung entstanden (um 1910), besteht die Waldkolonie mittlerweile aus vielen kleineren Sozialräumen, die sich als solche wenig aufeinander beziehen. Sie prägen das langgestreckte Bild des Stadtteils: Von der Siedlung Tann, die fast schon in Griesheim gelegen ist, über den Pupinweg, jenseits der Rheinstraße die ESOC/ESA Anlage, das (neu) entstandene und weiter wachsende Europaviertel, über die Westseite des Bahnhofes mit der Evangelischen Hochschule Darmstadt und dem Männerübergangswohnheim des Diakonischen Werkes, dem Alten Kern und der Neuen Siedlung mit dem Kasernengelände und dem Gebiet Akazienweg/Gehaborner Weg, bietet die Waldkolonie ein sehr buntes und vielfältiges Bild.
Die Waldkolonie ist eines der aktivsten Darmstädter Stadtviertel. Viele Bürger*innen sind am Wirken und Weben, um die Siedlung zu einem lebens- und liebenswerten Wohnquartier zu machen. Neben traditionellen Vereinen wie der „Siedlergemeinschaft Waldkolonie“, der „Interessensgemeinschaft Waldkolonie e.V.“, dem „Sportverein SG Grün-Weiß Darmstadt 1921 e.V.“ und dem „Bezirksverband Waldkolonie“, ist es vor allen Dingen auch unsere sozialraumorientierte evangelische Paul Gerhardt-Gemeinde, deren Mitglieder mit viel Engagement das Gesicht und das Leben im Quartier mitgestalten.
Seit fast zwei Jahrzehnten gibt es in der Waldkolonie die „Stadtteilrunde Waldkolonie“, die Akteure aus der Bürgerschaft, der Vereine und Vertreter*innen aller sozialen Einrichtungen vierteljährlich an einem Tisch versammelt, um die Geschicke der Siedlung gemeinsam zu gestalten. Hier werden neben der Teilnahme an Festen, wie zum Beispiel die „Kerb“ oder Faschingsfeiern, auch Aktivitäten der sozialen Einrichtungen geplant und durchgeführt. Viele spezialisierte Arbeitsgruppen ermöglichen darüber hinaus das Engagement je nach Interessenslage oder Arbeitsfeld. Die Stadtteilrunde war auch der Ausgangspunkt eines derzeit aktiven Projektes zur generationengerechten Gestaltung der Waldkolonie „Gemeinsam leben und alt werden in der Waldkolonie“, das zusammen mit vielen aktiven Bürger*innen, der Evangelischen Hochschule Darmstadt und dem Diakonischen Werk Darmstadt-Dieburg in der Siedlung durchgeführt wird und mit dem „Begegnungscafé Waldkolonie“ und dem „DRIN-Einkaufsbus“ erste Erfolge zu verzeichnen hat.
Seit dem Jahr 2010 ist das Diakonische Werk Darmstadt-Dieburg mit dem Arbeitsfeld der „Gemeinwesenarbeit“ in der Waldkolonie aktiv: Ein weiterer Baustein in der Entwicklung des gesamten Stadtviertels.
Ende 2015 und Anfang 2016 stellte die Flüchtlingskrise die Bewohner*innen der Waldkolonie vor eine ganz besondere Herausforderung. Über Nacht entstand auf dem Gelände der Starkenburgkaserne eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen, von vielen Menschen alsbald „Michaelisdorf“ genannt. Ein halbes Jahr später entstand in einer Fabrikhalle in der Staudingerstraße eine Notfalleinrichtung. Bis zu 1500 Flüchtlinge könnten in beiden Einrichtungen aufgenommen werden. Die Willkommenskultur in der Siedlung war und ist vorbildlich. In sehr kurzer Zeit haben sich Bürger*innen zusammengeschlossen und den „Offenen-Treff“ in der ehemaligen Lessingschule möglich gemacht. Mit Unterstützung der Wissenschaftsstadt Darmstadt, des Diakonischen Werkes Darmstadt-Dieburg und der evangelischen Kirchenverwaltung ist ein Ort der Begegnung und des Lernens für Flüchtlinge und Bürger*innen entstanden. Die Waldkolonie in Darmstadt ist ein liebenswertes, wachsendes, buntes, vielfältiges und vor allem aktives Stadtviertel, dessen Bewohner*innen in unvergleichlicher Weise an der Gestaltung des guten Zusammenlebens mitwirken.
Autorin: Ilona Zettl (April 2016)